"Was hast du da?" fragte kürzlich ein kleiner Junge und deutete auf Malins Narben. "Musstest du operieren?" hakte er nach, noch bevor sie ihm antworten konnte.
"Ja", bestätigte sie freundlich. Er schien zufrieden mit der knappen Antwort und lief schon wieder davon.
Malin hat viele Narben. Sie erinnern an eine Zeit, als es ihr nicht gut ging. Die Operationsnarben sind das eine, die anderen sind unzählige feine Hautstreifen an den Beinen sowie einige wenige an den Armen. Das Hautgewebe hat durch die Therapie mit den hochdosierten Steroiden "Risse" bekommen, die jetzt als feine Streifen sichtbar sind. Wenn das Sonnenlicht darauf fällt, schimmern sie noch etwas mehr.
"Ich glaibe, ich verwandlä mich in e Meerjungfrau" sagt sie nur lakonisch.
Ein typischer Malin-Kommentar. Die meisten Mädchen und Frauen hätten wohl Mühe damit - sie nicht. Manchmal vielleicht schon. Aber ändern kann sie es sowieso nicht, warum sich also unnötig Gedanken darüber machen? Bringt nichts.
Und so trägt sie ganz selbstverständlich kurze Hosen, Rock oder Badehose und kümmert sich nicht um die vielen Narben, die halt nun einfach da und nicht mehr wegzuzaubern sind.
Wie Recht sie hat! Wie viele von uns sind unzufrieden mit dem eigenen Körper, klagen über Figur, Falten im Gesicht und schütteres Haar, verdecken Narben, kaschieren ungeliebte Merkmale?
Viele. Die meisten.
Sie allerdings schafft es zu relativieren. Sie weiss aus bitterer Erfahrung, dass es weitaus Schlimmeres gibt als Äusserlichkeiten, die nicht dem gesellschaftlichen "Idealbild" und dieser auf den sozialen Medien pausenlos und schon fast krankhaft präsentierten Makellosigkeit entsprechen.
Gelassen und selbstbewusst - unabhängig von Narben oder sonstigen vermeintlichen Unschönheiten - und mit einer ganz besonderen Ausstrahlung!