Soeben habe ich Joel im Militäroutfit mit grossem Gepäck inklusive Sturmgewehr zum Bahnhof gebracht. Habe mich noch immer nicht an diesen Anblick in grün gewöhnt. Die Rekrutenschule hat er letzte Woche abgeschlossen, durfte nach Quarantäne und Isolation im Militär (sein Leutnant war positiv getestet worden) nach drei Wochen wieder ein erstes mal nach Hause. Heute beginnt der "Durchdiener", der bis Ende April nächsten Jahres dauern wird. Wann er das nächste mal wieder heim darf, ist in der jetzigen Situation ungewiss. Wir werden es sehen.
Es ist kurz vor 11.00 Uhr mittags, Malin ruft überraschend an.
"Chasch mich bitte go abholä cho?" Bin erstaunt, denn eigentlich hat sie angekündigt, heute in der Mensa essen zu wollen.
Die Erklärung folgt sogleich: "D'Schuel gahd wieder zue."
Während andere sich lautstark über die erneute Schliessung des Gymis freuen, kommen unsere Mädels ziemlich konsterniert nach Hause. Die Erfahrung des Home-Schoolings im Frühling hat ihnen gereicht um zu merken, dass sie den Präsenzunterricht bevorzugen. Vor allem der Austausch und das Zusammensein mit der Klasse wird beiden sehr fehlen. Schon seit Wochen hofften sie, dass es eben nicht soweit kommen möge.
Heute dann die Durchsage: Für mindestens zwei Wochen wird die Schule aufgrund mehrerer positiv getesteter Schüler, Schülerinnen sowie Lehrpersonen geschlossen.
In Quarantäne müssen sie nicht - immerhin.
Während ich durchs Dorf fahre, sehe ich überall Menschen mit Mundschutz. Es ist noch nicht lange her, als Malin aufgrund ihres geschwächten Immunsystems stets einen Mundschutz tragen musste. Damals wurde sie oft angestarrt - wie ein Affe im Zoo, wie sie einmal sarkastisch den Vergleich zog. Sie steckte es weg und gewöhnte sich ans "Angestarrt werden" wie an vieles andere auch.
Heute ist es nicht mehr so. Heute werden eher jene angestarrt, die KEINEN Mundschutz tragen,
Wär hätte das einmal für möglich gehalten?