Positiv ist ja an sich etwas Gutes: Positiv denken, positiv durchs Leben gehen, positiv ins neue Jahr schauen... aber dann kommts. Das Testergebnis.
"Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Sie positiv getestet worden sind.
Ihre Tochter ebenfalls."
Was...!? Wirklich jetzt..?
Damit haben wir nun nicht gerechnet. Überhaupt nicht!
Ja, Malin hat Halsschmerzen und ich huste. Mehr nicht. Am Donnerstag Abend kommen die Kopfschmerzen dazu, die Temperatur ist leicht erhöht. Nicht weiter schlimm, normale Grippesymptome eben. Wir melden uns zum Testen an - sicherheitshalber - ist ja doch eine eigenartige Zeit. Wir wollen nichts riskieren, nicht mit einem unguten Gefühl in die Schule gehen und im dümmsten Fall noch andere anstecken.
Aber ganz ehrlich, keinen Moment lang denken wir daran, dass wir tatsächlich positiv sein könnten. Eher vermuten wir, dass unsere esstechnischen Jokertage über Weihnachten und Neujahr vielleicht des Guten zu viel waren und wir nun entsprechend "empfänglicher" für Viren sind. Für Grippeviren notabene - für nichts anderes.
Und nun das.
Wir sind positiv!
Im Verlauf des nächsten Tages wird auch Padi positiv getestet.
Joel ist eben erst vom Militär nach Hause zurück gekehrt, fast direkt in den Quarantäne-Hammer gelaufen, denn ein paar Stunden später erfahren wir unsere Testergebnisse. Das Wochenende hat er sich anders vorgestellt, wie wir uns auch. Und Enya, erst kürzlich durch eine Gehirnerschütterung sowie angebrochene Rippen (sie ist unglücklich gestürzt) zwangsläufig zum Liegen verbannt - wird nun schon wieder unfreiwillig "ruhig gestellt".
Quarantäne und Isolation. Kaum verwunderlich, dass just in diesem Moment die Familienstimmung irgendwo im Keller liegt.
Familienkrisensitzung.
"Das schaff ich nicht! 10 Tage eingesperrt im Zimmer - ich drehe durch....!"
Malin kontert ungewöhnlich scharf gegen ihren Bruder: "Hallo...!? Was sell ICH de sägä? Wuchäwiis bin ich im Spital glägä - ha nid emal chönne s'Fänschter uftue...!"
Joel ist kaum je um einen Spruch verlegen, aber diesmal bleibt er stumm.
10 Tage Isolation beziehungsweise Quarantäne - das ist zu schaffen - für alle. Und schliesslich sind wir weder die ersten noch die einzigen!
Na also, genug gejammert! Jetzt wird organisiert!
Das Bad gehört fortan Joel und Enya, wir anderen benutzen das zweite WC im Anbau. Gegessen wird separat. Gekocht ebenfalls. Wer sich durchs Haus bewegt, hält Abstand und trägt Mundschutz. Überall stehen Desinfektionsmittelflaschen. Noch mehr als sonst schon.
Ausserdem brauchen wir flächendeckend W-LAN, damit alle gut verteilt im Homeoffice beziehungsweise Homeschooling arbeiten können. Mein Bruder kennt sich damit aus und bringt uns netterweise die nötige Gerätschaft mitsamt erstem Proviant und Nervenfutter (Schokolade) vorbei, legt alles vor die Tür. Vom Fenster aus wechseln wir noch ein paar Worte und bedanken uns, bevor er im Schneegestöber wieder davon fährt.
Am Abend telefoniere ich mit Enya. Sie im Dachgeschoss, ich im Erdgeschoss. Es geht ihr soweit gut, sie lernt für ihre bevorstehenden Prüfungen und hat gleich noch ein paar Fragen dazu.
Schon eigenartig - fast wie aus einem schlechten Film!
Neuer Alltag eben, wie bei vielen anderen auch.
Wir überlegen krampfhaft. Die wenigen Leute, mit denen wir in den letzten Tagen mit Abstand Kontakt hatten, sind kerngesund. Keinerlei Anzeichen von irgendwas. Zum Glück, das ist ja schon mal positiv. (Darf man das überhaupt noch so nennen?)
Tatsache ist: Wir haben keine Ahnung, wo diese fiesen, klitzekleinen, kugelförmigen Dinger herkommen könnten.
Vielleicht durch Enya aus der Schule? Oder Padi im Büro? Ich beim Einkauf? Wir wissen es nicht.
Immerhin sind wir bis jetzt mit unseren grippeähnlichen Symptomen glimpflich davongekommen, auch Malin.
Hoffen wir, dass es dabei bleibt.