draussen

Geschafft! Wir dürfen wieder nach draussen!

Es riecht nach Freiheit!

Wenn man's genau nimmt, stimmt das so nicht ganz, denn wir riechen rein gar nichts. Wir Mädels jedenfalls nicht. Schon gewöhnungsbedürftig. Da sitzt ein doch recht stattliches Riechorgan sehr präsent mitten im Gesicht - funktionslos.

Wir riechen weder die Freiheit noch das Blumengesteck oder die frisch gewaschenen Kleider. Das ist an sich nicht tragisch aber irgendwie trostlos. Erst recht beim Kochen. Kein Duft von gerösteten Gewürzen, von frisch gebackenem Brot, kein typischer Geruch von ausgepressten Orangen, frisch geschnittenen Kräutern....

Nichts. Wie kann das sein? Ich lese nach und erfahre, dass die Nase unser feinster Sensor ist. In der Riechschleimhaut sind rund dreissig Millionen Riechzellen, die beim Einatmen verschiedenste Geruchsstoffe erkennen. Beim Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, auch "Anosmie" genannt, liegt die Ursache an einer Entzündung dieser Riechschleimhaut sowie des Riechnervs. Die Informationen, wie etwas riecht, gelangen dadurch nicht mehr zum Gehirn.

 

Ich halte mir testend die Essigflasche unter die Nase und atme kräftig ein - nichts. Meine Riechnerven scheinen noch klar ausser Betrieb. Heute sind mir sogar die Kartoffeltätschli angebrannt und ich hab's nicht mal gemerkt. Normalerweise ist meine Nase zuverlässig und hätte wohl als erste "Alarm geschlagen". Heute nicht. Sie hat nichts (Verdächtiges) gerochen. Einmal ganz pragmatisch betrachtet: Es gibt ja auch einige unangenehme Gerüche, die uns dadurch ebenso erspart bleiben.

 

Unsere Sinne. Wir sehen, tasten, hören schmecken, riechen. Alles scheint so selbstverständlich.

Erst, wenn aus irgend einem Grund ein Sinnesorgan nicht mehr richtig funktioniert, fällt auf, was dessen Verlust tatsächlich im Alltag bedeutet.

Es ist wohl eine Frage der Zeit, bis wir wieder bei allen Sinnen sind und unsere holde Nase wieder tadellos riechen kann. Darauf freue ich mich. Am meisten aber freue ich mich auf eine kräftige, innige Umarmung von allen. Die letzten zehn Tage lebten wir zwar als Familie im selben Haushalt, mussten aber konsequent Abstand zueinander halten um die Gesunden zu schützen. Gar nicht so einfach...