"Schau dir an, was du vor 4 Jahren gemacht hast..." ploppt auf dem Display meines Handys auf, mit entsprechenden Bildern dazu:
Malin, Enya und ich lachend am Tini-Konzert in Zürich - mit der ganzen Familie in Kreuzlingen in der Jugi - und dann das erste Bild aus der Notaufnahme im Spital. Noch nicht ahnend, was alles auf sie zukommen wird...
Rückblickend ist erkennbar: Bereits am Konzert wirkt Malin ungewöhnlich müde, ebenso auf den Bildern aus Kreuzlingen.
Erste Anzeichen. Niemand ahnte wovon.
Vier Jahre ist das nun her.
Den gröbsten Sturm hat sie hinter sich. Wir hinter uns. Es gibt noch "Aufräumarbeiten" von den entstandenen Schäden. Da sind wir noch dran. Die Schäden sind gross - grösser, als einst angenommen. Die Ernüchterung entsprechend.
Trotz allem, heute haben wir Grund zum Feiern: Zwei Jahre chemo- sowie krebsfrei!
Am Morgen ist Malin mit ihren Klassen-Girls unterwegs. Sie sitzen gemütlich auf einer Decke im Grünen, schwatzen, lachen, knüpfen Bänder und flechten Blumenkränze. Malin erwähnt, dass sie sie wohl kaum kennengelernt hätte, wäre nicht dieser ominöse Tag vor vier Jahren gewesen...
Daraufhin hätten sie alle umarmt, erzählt sie gerührt. "Es isch so schön gsi, es hed mich grad richtig mögä..."
Die Restaurantterrassen sind seit ein paar Tagen wieder geöffnet, die Leute freuts. Uns auch. Nach Enyas letztem Diskuswurf an ihrem ersten Wettkampftag setzen wir uns an ein sonniges Plätzchen auf einer Terrasse. Zur Feier des Tages gibts ein feines Dessert. Malin und ich sind unschlüssig. Vitamin- oder Zuckerbombe? Wir entscheiden uns für letzteres, bestellen beide den üppigen Coupe "Havana" mit viel Glacé, Krokant und Schokosauce - getreu dem Motto: Wenn schon ungesund dann richtig! Jokertag!
Wir freuen uns darauf, sind dann aber recht überrascht, als die Servicefachfrau unsere Coupes serviert. Die sehen zweifelsohne lecker aus - aber verdächtig gesund!
Stand da tatsächlich etwas von Fruchtsalat? Haben wir uns beide so geirrt?
Haben wir nicht. Eine Verwechslung in der Küche, wie sich herausstellt. Kann passieren, macht nichts, wir nehmen auch den Fruchtbecher mit Rahmhaube. Nun halt doch die Vitaminbombe...
Unseren "Joker" lösen wir am Abend zu Hause ein. Das Feuer wärmt und leuchtet schon von weitem und wir stossen auf die geschafften letzten vier Jahre an.
Ebenso auf die kommenden drei Jahre, die packen wir auch noch. Bis Ende April 2024 wird Malin regelmässig zu onkologischen Nachsorgekontrollen aufgeboten.
Danach gilt sie als "geheilt".
Wir sind dankbar.
Dankbar, gemeinsam hier am Feuer stehen zu dürfen.
Es ist nicht selbstverständlich.
In Gedanken sind wir auch bei jenen, die jetzt mitten im Sturm stehen und kämpfen.
Ihnen wünschen wir aus tiefstem Herzen besonders viel Kraft und Zuversicht!