Am 31. Mai 2017 wars, als Malin im Spital plötzlich ungewohnt entnervt sagte: "Jetzt mönd diä Haar wäg!" Büschelweise fielen sie ihr aus, lagen überall.
Nun mussten sie weg.
Also flocht ich ihr langes Haar zu einem Zopf, schnitt diesen mit einiger Überwindung weg und rasierte ihren Kopf.
Mit schwer beschreibbarem Gefühl dabei. Nicht nur der Haare wegen.
Ihr kahler Kopf machte erbarmungslos und schmerzlich klar: Unsere Malin hatte KREBS!
Sie selber hat die Haarlosigkeit mit Fassung getragen - und diese nie verloren. Sie jammerte kein einziges Mal.
Es ist wie es ist.
Punkt.
Oft genug hatte sie schliesslich ganz andere Sorgen und Kämpfe auszustehen.
Was waren da schon ein paar fehlende Haare?
Die Perücke, eigens für sie angefertigt, trug sie letztlich nie. Sie passte einfach nicht. Nicht zu ihr. Sie fühlte sich wohler mit Mütze oder Kopftuch und zu Hause lief sie oft "ganz ohne" herum.
Erstaunlich schnell gewöhnten wir uns an den Anblick ihrer Glatze, Malin machte es uns einfach. Auch da. Ausserdem fanden wir einstimmig, dass sie auch mit Glatze grossartig aussah, sie hat eine auffallend schöne Kopfform.
Erst als die Augenbrauen und Wimpern auch noch gänzlich ausfielen, hatte sie Mühe. Vor allem mit der Tatsache, dass sie so noch viel kränker aussah.
Also begannen wir, die Augenbrauen vorsichtig nachzuzeichnen. Es wurde zum Morgenritual. Eine gezogene Linie rechts, eine links, erstaunlich die Wirkung!
Wurde die Chemo für kurze Zeit pausiert, wuchs jeweils ein feiner Haarflaum nach, der beim nächsten Chemoblock wieder ausfiel.
Wir bewunderten, wie sie mit ihrer Haarlosigkeit umging. Sie, die sonst oft und gern geflochtene Frisuren trug, hatte kein einziges Haar mehr.
Die Glatze hielt sie aber nie davon ab, nach draussen zu gehen. Sollen doch die Leute schauen. Taten sie ja sowieso, denn damals gehörte der Mundschutz noch nicht zu unserem Alltag - nicht so wie heute.
Sie war die einzige mit Mundschutz und Glatze und fiel entsprechend auf.
Ihre "neuen Haare" hat sie seither noch nie geschnitten. Einfach wachsen lassen - in ihrer ganzen Pracht. Denn das hat sie - eine richtige Haarpracht!
Ihre einst hellbraunen, glatten Haare wurden durch eine dunkelbraun-melierte, lockige Mähne "ersetzt." Auch sie mag ihre neue Frisur und wird oft darauf angesprochen.
"Chasch du mier hüt d'Haar schniide?" fragt sie mich beim Frühstück. Die Spitzen zumindest, denn der Spliss macht auch vor Malins Haarpracht keinen Halt. Ihre Zapfenlocken kommen also heute unters Messer, beziehungsweise in die Schere.
"Schulterlang sähe doch cool aus," meint Joel.
"Echt jetzt? Ist das nicht grad etwas gar kurz?" frage ich.
Malin deutet mit der Hand, wieviel ich schneiden soll.
Es wird schulterlang.
Und - es sieht grossartig aus!