Geschmacksverirrung

Anfänglich nahmen wir es nicht wirklich ernst, waren einfach froh, das Virus mit mildem Verlauf heil überstanden zu haben. Dass wir alle drei nichts mehr riechen und schmecken konnten, sorgte uns kaum. Dieser Umstand war ja als mögliche Nebenwirkung bekannt und wir kennen andere, die ebenso davon betroffen waren. Es wird eine Weile dauern, bis sich die Riechnerven wieder erholt haben, dann sollte alles wieder im Lot sein. Sollte.

Unsere Erkrankung liegt nun bereits eine ganze Weile zurück. Bei mir ist tatsächlich alles wieder in Ordnung. Dies hat zur Folge, dass die Mädels mir regelmässig irgendwelche Kleidungsstücke unter die Nase strecken. 

"Stinkt das? Oder kann ich es noch tragen?"

Enya riecht zwar noch immer kaum etwas, stört sich aber nicht daran, während bei Malin eine regelrechte Geschmacksverirrung eingetreten ist.

Oft sitzt sie mit uns am Tisch, hält sich auch schon mal die Nase zu oder kaut, als Ersatz für die warme Mahlzeit, an einem Apfel herum. Viele Nahrungsmittel und Gerichte schmecken für sie ganz einfach "gruusig". Wie oder wonach es riecht und schmeckt, kann sie nicht genau definieren.

Einfach derart übel, dass es manchmal Brechreiz auslöst und sie sich zunehmend gestresst fühlt. Verständlich.

Die Integrativärztin versucht mit Hilfe der Akupunktur die Riechzellen wieder zu aktivieren. An vier Stellen oberhalb der Nase sowie an der Stirn setzt sie gezielt ihre Nadeln. Malin selber spürt davon nichts. Die feinen Nadeln stecken noch in den vorgesehenen Stellen während wir weiter besprechen, worauf Malin zusätzlich achten sollte. 

Auch werden wiederum die verschiedenen Nahrungsmittel kinesiologisch ausgetestet. Während wir anfänglich erwartungsvoll und gespannt auf eine mögliche Erweiterung ihrer "Speisekarte" hofften, sehen wir es mittlerweile pragmatisch. Es gehört nicht mehr zu den ersten Fragen, die Prioritäten haben sich verschoben. Einmal mehr.

Wenig erstaunt nehmen wir zur Kenntnis, dass sich ernährungstechnisch nicht viel ändert. Malins Verzicht auf Eier- und Milchprodukte sowie auf Weizen und Zucker sollte weiterhin möglichst eingehalten werden. Na dann, weiter im Takt. Wir sind ja mittlerweile schon recht geübt darin.

Die Jokertage allerdings, die behalten wir bei - denn die sind wichtig - und richtig!

"Aber klar doch", meint die Ärztin verständnisvoll, "das ist doch ein guter Kompromiss."