Wanderwoche

Die Wanderwoche in der fünften Klasse. Für die einen wohl ein körperlich grenzwertiger Kraftakt, für die anderen ein erklärtes Highlight der Jahre am Gymnasium.

Auch Joel kam damals begeistert nach Hause und zeigte uns stimmungsvolle Bilder von eindrücklichen und imposanten See- und Berglandschaften. Sie wanderten von Hütte zu Hütte, fernab von Alltags- und Schulstress und jeglicher Zivilisation. Bei Wind und Wetter. Ohne Handys. Mit sich und der Natur. 

 

Zu gern ginge Malin auf diese Wanderwoche. Aber wandern geht nicht mehr.

Und so erwähnen wir die nahende Wanderwoche mit keiner Silbe und auch sie redet nie davon. 

Bis sie eines Mittags nach Hause kommt und lachend erzählt, ihr Lehrer fände, auch sie müsste doch irgendwie mit dabei sein können. Man könnte sie vielleicht per Helikopter hoch fliegen lassen? Oder auf einer Sänfte den Berg hochtragen?

Fast wie Klara zu Heidi auf die Alp. Bei dieser Vorstellung rollt sie gespielt entsetzt die Augen.

 

Die beiden begleitenden Lehrpersonen sinnieren nicht nur, sie ziehen tatsächlich alle möglichen Hebel in Bewegung, erkundigen sich, wo und wie es möglich wäre, Malin zu den Berghütten zu bringen.

Die erste ist nur zu Fuss und somit für sie nicht erreichbar. 

Bei der zweiten Hütte allerdings ist ein Teil des Weges befahrbar und der Hüttenwart erklärt sich auf Anfrage bereit, Malin dort abzuholen und nach ganz oben zu bringen.

Und bei der letzten Hütte kann man mit entsprechender Sonderbewilligung sogar ganz nach oben fahren. Auf dem Rückweg würden sie Malin mit dem Rollstuhl die paar Kilometer bis zur Bergstation abwechselnd schieben (was sich letztlich als ziemlicher Krampf erweist, da es recht holprig über Stock und Stein geht), und dann alle gemeinsam mit der Bergbahn ins Tal und per Zug, Schiff und Bus nach Hause fahren.

So wäre sie zumindest abends sowie beim sogenannten "Wüstentag" und der Heimfahrt mit dabei, würde die Stimmung auf diese Weise miterleben können.

Gesagt, getan. Die beiden Lehrpersonen scheuen den organisatorischen Mehraufwand nicht, um ihr diese "Wanderwoche" zu ermöglichen. Sie erklären uns auf den Landkarten die geplanten Routen und geben die Zeiten an, wo Malin wann genau sein sollte. Ebenso informieren sie den Hüttenwart und organisieren die nötige Fahrbewilligung. 

Grossmami und Grosspapi übernehmen spontan die Fahrten ins Tessin zu den verschiedenen Treffpunkten und verbinden die Autofahrten kurzerhand mit ein paar Ferientagen in der Gegend.

Alles klappt planmässig und sogar das Wetter spielt gütig mit, was dieses Jahr nicht selbstverständlich ist.

 

Einst schier krampfhaft "totgeschwiegen" wird die Wanderwoche ganz unerwartet auch für Malin zu einem besonderen Erlebnis, das sie in bester Erinnerung behalten wird.

Zwar ohne wandern - aber mit dabei - und das zählt.

Herzlichen Dank allen Beteiligten fürs Organisieren, Fahren und Begleiten!