entschlossen

Ihr Entschluss steht fest. Malin will ihre Beine operieren lassen. Und dies möglichst bald. Selten haben wir sie so entschlossen erlebt wie jetzt. 

Während das frühlingshafte Wetter draussen einen geradezu auffordert, sich auf den Fahrradsattel zu schwingen, bleibt ihr E-Bike im Keller stehen. Fahrrad fahren geht nicht mehr.

 

Die Schmerzen liessen in den letzten Wochen nach der Operation nicht wesentlich nach. Während das operierte Bein geschont werden musste, wurde das andere, ebenfalls lädierte Bein überbelastet. Folglich schmerzt nun auch dieses viel stärker. Oft auch im Ruhezustand.

"Willst du noch zusätzlich das stärkere Schmerzmittel?" frage ich sie daraufhin. Sie winkt ab.

"Nei, wenn ich das nimä, de schlaf ich grad ii am Tisch..."

Sie verzichtet auf das Medikament, denn einerseits führt es schnell zur Abhängigkeit und andererseits fühlt sie sich damit zugedröhnt, müde, völlig benebelt. In diesem Zustand für die Schule zu arbeiten und für Prüfungen zu lernen ist unmöglich. 

So bleibt ihr eine Wahl, die eigentlich keine ist: Entweder mit Schmerzen und einem einigermassen klaren Kopf oder aber schmerzfrei, müde und zugedröhnt.

Noch immer ist sie am Aufarbeiten des Stoffes und der Prüfungen, die sie durch den Spitalaufenthalt, sowie diversen Kontrollen verpasst hat. Im neuen Semester (seit Ende Januar) fehlte sie bereits wieder mehr als 100 Lektionen. 

 

Wir schlagen ihr vor, nach Möglichkeit mit ihrer Klasse die Matura abzuschliessen und anschliessend ein Zwischenjahr einzulegen. Dann könnte sie ohne jeglichen Schulstress beide Beine operieren lassen und sich von den vergangenen Strapazen auskurieren und sich richtig erholen.

Sie aber erwidert ohne zu zögern: "Nei! Das sind ja no fascht eineinhalb Jahr... Das gaht mier z'lang!"

 

Wir verstehen sie. Wer schon nicht?

Sie mag nicht mehr. Nicht noch länger warten. Seit nunmehr fünf Jahren ist sie eingeschränkt und mit Schmerzen unterwegs. Zuerst wegen der starken Nebenwirkungen der Chemotherapie, dann aufgrund deren Folgeschäden. Fünf Jahre - das ist fast ein Drittel ihres Lebens. Viel Zeit.

Sehr viel Zeit in einem so jungen Leben.