Jetzt wird es konkret. Die Basler Orthopäden aus dem UKBB haben Malin an einen Prothesenspezialisten weiter verwiesen. Dass dieser sogar bei uns im Kanton praktiziert, macht einiges einfacher. Heute wird sich bei einem ersten Gespräch herausstellen, ob er sie operieren wird oder nicht. Wir sind beide etwas angespannt.
"Du wirst meine bisher jüngste Patientin für Prothesen sein. Normalerweise macht man diese Operation nicht bei so jungen Menschen. Aber ich sehe an den Bildern, dass dir keine andere Möglichkeit bleibt."
Er begutachtet Malins Knie, beugt und streckt, stellt Fragen über den Verlauf der letzten Jahre, ihre Schmerzen und die aktuellen Medikamente.
"Wenn man diese Bilder hier anschaut...," er blickt auf den Bildschirm mit den MRT- Aufnahmen,
"ist klar, dass du definitiv mit Schmerzen umgehen kannst!"
Er wird die Operation durchführen.
"Wann sollen wir operieren?" fragt er.
Noch vor knapp drei Monaten hätte sie sofort operiert werden wollen. Sie mochte nicht mehr zuwarten, denn die Schmerzen waren schier unerträglich. Mittlerweile ist sie wieder mit ihrem E-Bike unterwegs und die Schmerzen sind einigermassen auszuhalten. An manchen Tagen besser, an manchen weniger.
"Am liebschtä im Winter, det chan ich sowieso nüd machä."
Das macht Sinn, denn der Winter mit Schnee und Eis bremst sie aus. In diesen Monaten ist sie jeweils auf unseren Fahrdienst (und dies überallhin) angewiesen. Diese Abhängigkeit macht ihr zunehmend Mühe.
"Wie kannst du es am besten mit der Schule koordinieren? Allenfalls im Dezember?" fragt er und schaut in die Agenda.
Malin zögert. Im Dezember hat sie ihre Maturapräsentation. Im Januar geht's auf das Semesterende zu, meist randvoll mit Prüfungen. Schwierig, sie würde zu viel verpassen. Und das letzte was sie will, ist das Abschlussjahr repetieren.
Ende Januar. Das erste Semester wäre dann bereits geschafft und die Fasnachtsferien stehen bevor. Damit würde sie weniger in der Schule fehlen.
Der Operationstermin für das erste Bein wird auf Ende Januar gesetzt. Die Operation am zweiten Bein würde rund 3-6 Monate später erfolgen.
Nun steht er also fest, der OP-Termin.
"Wie fühlst du dich?" frage ich sie, während wir langsam zum Auto laufen. Malin an den Stöcken. Heute ist schmerztechnisch kein guter Tag.
"Guet. Ich hoffe eifach, mini Chnü haltid no es halbs Jahr durä...."
Abgesehen davon haben wir beide ein gutes Gefühl, glauben, sie ist hier am richtigen Ort. Der Arzt war sehr sympathisch und machte einen äusserst kompetenten Eindruck. Ausserdem haben wir schon viel Positives von anderen ehemaligen Patienten gehört. Das beruhigt zusätzlich.
Eine grosse "Baustelle", als Spätfolge der hochdosierten Chemotherapie, wird nun in Angriff genommen.
Ein neues Ziel ist in Sichtweite. Das stimmt zuversichtlich.
Nun hoffe ich - so wie sie - ihre Knie mögen dieses halbe Jahr noch durchhalten!