Joel schickt uns den Link zur Eröffnungsfeier im Bundeslager der Pfadi. Live können wir von zu Hause aus mitverfolgen, wie mehr als 30'000 Kinder und junge Erwachsene mit Blick auf die grosse Tribüne feiern. Musik, Tanz, Lichtshows werden geboten. Gross und Klein tanzen und klatschen begeistert mit. Gigantisch. Und irgendwo - da mittendrin - sind Joel und Enya mit ihren Pfadigruppen.
Unzählige Instabilder und Filme sind bereits im Umlauf. Malin schaut sich viele zu Hause an. Zu gerne wäre sie mit dabei. Man sieht es ihr an und man spürt es. Ihre Stimmung ist im Keller, sie reagiert ungewohnt gereizt auf alles und jeden. Ich spreche sie darauf an.
"Darf ich nid ai einisch schlächt druf sii?" fährt sie mich harsch an. Doch, darf sie. Unbedingt sogar.
Am Sonntag wird sie für die zweite Lagerhälfte ebenfalls gehen. Wohl mit etwas gemischten Gefühlen. Alles ist riesig und entsprechend weitläufig. Es wird zweifellos ein Krampf für sie sein. Und dennoch will sie es sich nicht nehmen lassen, zumindest für eine Woche diesen Grossevent mit dieser wohl einmaligen Stimmung zu erleben.
Einfach dabei sein.
Sie wird - wie schon oft - auf die Zähne beissen. Die Schmerzen ertragen und sich kaum etwas anmerken lassen. Sie wird sich auch eingestehen müssen, dass sie bei vielen Aktivitäten nicht mitmachen kann. Weil es einfach nicht geht. Trotz "Zähne zusammen beissen".
Wir wünschen ihr, dass ihre Rechnung aufgehen wird. Dass sich ihre ganze Anstrengung lohnt und sie trotz Einschränkungen ein grossartiges Lager mit grossartigen Leuten erleben darf!
Am Besuchstag dürfen wir Eltern einen Augenschein davon nehmen. Schon die Reise mit dem Zug ist tadellos organisiert, an jedem Bahnhof werden wir von mova-Helfern zum nächsten Zug weiter geleitet. Die Zugabteile sind reserviert und Spezialbusse organisiert. Alles verläuft reibungslos.
Auf dem mova-Gelände angekommen laufen wir an aufgebauten Restaurants, Läden, Sanitätszelten, Kletterpark, Kino, Bastel- und Werkstätten sowie unzähligen Zelten vorbei und staunen, wie diese riesengrosse Zeltstadt das ganze Tal füllt. Eindrucksvolle, begehbare Holzbauten ragen überall in die Höhe.
Die Stimmung ist friedlich, überall tummeln sich Pfadfinder, erkennbar an ihren Krawatten und den personalisierten mova-Pins. Dazu noch die etlichen Besucher, Eltern, Freunde...
Ein Gemisch aus diversen schweizerdeutschen Dialekten, sowie französisch, italienisch und englisch erklingt.
Nach einem leckeren Essen auf "unserem" Pfadiplatz führt uns Joel durch einen Teil des Geländes, zeigt uns den Acuapark mit Holzwasserrad, Wasserspeiher, gebauten Wasserkanälen, dem grossen Floss. Kinder, allesamt mit orangefarbenen Schwimmwesten ausgestattet, planschen jauchzend auf grossen Gummireifen im See.
Joel besteigt mit uns den grossen, mehrstöckigen Holzturm, wo wir die Übersicht über einen grossen Teil der Zeltstadt haben. Wir sind begeistert und kommen nicht aus dem Staunen heraus. Unglaublich, was hier organisiert und aufgebaut wurde!
Klar, vergleichbar mit einem üblichen Sommerlager ist dieser Grossanlass nicht. Sie hätten viel weniger Platz zum Spielen und vieles sei umständlicher, erzählt Joel. Waldstücke und Schattenplätze hat es ebenso wenig wie Strom und fliessend Wasser. Dafür gibt es viel Neues zu entdecken sowie zu werken, spielen, klettern, bauen....
So oder so - es ist ein ganz besonderes Erlebnis, welches wohl allen in Erinnerung bleiben wird.
Und ich bin absolut beeindruckt von diesen vielen jungen Menschen, die so viel Zeit, Energie und Ferien einsetzen, damit ein mova 2022 überhaupt möglich wird!