Bereits im Januar musste sie das Thema für ihre schriftliche Maturaarbeit sowie deren Präsentation abgeben. Viele Themen und Vorschläge wurden familienintern diskutiert und wieder verworfen, bis sie sich letztlich für das Thema "Blutstammzelltransplantation" entschieden hat.
Malin selber hatte keine. Thema allerdings war es auch bei ihr. Wir, Padi, Joel, Enya und ich wurden vom Kispi aufgeboten und mussten uns relativ zeitnah venös testen lassen, ob wir als Spenderin oder Spender infrage kämen. Es hat sich dann tatsächlich herausgestellt, dass Enya eine potentielle Spenderin wäre.
Enya, damals neun Jahre alt, sagte sofort: "Ja sicher, ich werde Malin helfen. Das mache ich!"
Was das aber genau bedeutete, wusste sie kaum.
Letztlich wurde Malins Therapieplan grundlegend geändert, wobei die Blutstammzelltransplantation bis auf weiteres keine Thema mehr war.
Trotzdem war auch sie während der Chemotherapie auf verschiedene Spender angewiesen. Genau genommen waren es deren 50, denn sie bekam genau 50 Blutkonserven, Thrombozyten sowie Erythrozyten.
Damals ging's ums Überleben und wir machten uns nur wenig Gedanken darüber, ob diese Blutkonserven von so vielen verschiedenen Menschen einen zusätzlichen Einfluss auf Malin haben könnten.
Irgendwann fragte Malin allerdings die Pflegefachfrau, ob sie überhaupt noch eigenes Blut im Körper hätte nach so vielen Bluttransfusionen...
Verändert man sich bei einer Transfusion oder einer Transplantation? Abgesehen davon, dass man dadurch überlebt?
Wie ist es für den Spender, die Spenderin? Wie fühlt sich das an, wenn man jemandem das Leben retten kann?
Warum registriert man sich zum Spenden?
Und warum nicht?
Hat man Angst vor möglichen Komplikationen?
In den Sommerferien besuchen wir eine Interviewpartnerin in Sargans. Ein doch recht weiter Weg für ein Interview. Die junge Frau begrüsst uns herzlich. Ich schlage vor, während ihres Interviews einen Spaziergang zu machen. Sie aber winkt sofort ab.
"Du kannst gerne mithören. Ich bin da sehr offen und finde das eine tolle Sache! Und es braucht unbedingt viel mehr Aufklärung!"
Sie hat vor drei Jahren Blutstammzellen gespendet.
"Ich würde sofort wieder spenden!" erzählt sie.
Als damals der Anruf kam - rund zwei Jahre nach der Registration - befand sie sich in Griechenland in den Ferien. Sie zögerte keine Sekunde lang und sie hätte sich auch sofort in den nächsten Flieger nach Hause gesetzt, wenn es nötig gewesen wäre. Schliesslich konnte sie so jemandem das Leben retten!
"Es hat auch gar nicht weh getan! Das einzige Unangenehme war am Schluss, als sie das Pflaster entfernten!" lacht sie.
Im Spital hätte man sie wie eine Königin behandelt, sagt sie. "Die haben sich oft und fast überschwänglich bedankt, als wäre ich etwas ganz besonderes. Dabei ist das doch einfach klar, dass man das tut - nicht?"
Den Empfänger oder die Empfängerin hat sie leider nie kennen gelernt. Das würde sie aber sehr gerne.
"In der Schweiz ist dies allerdings sehr strikt geregelt und leider nicht erlaubt. In den umliegenden Ländern handhabt man es weniger streng. Es müssen einfach beide damit einverstanden sein."
Es ist ein kurzweiliger Nachmittag mit einer aufgestellten, lebensfrohen, sympathischen jungen Frau. Schon nach kurzer Zeit finde ich, die Fahrt nach Sargans hat sich allemal gelohnt!
Mittlerweile hat Malin eine allgemeine Umfrage bezüglich Registration (für alle) sowie einen Fragenkatalog (für SpenderInnen und EmpfängerInnen) ausgearbeitet. Auch hat sie geplant, im Herbst einen Infoanlass zu organisieren. Mit dem erklärten Ziel, möglichst viele Menschen zu informieren, aufzuklären und für die Wichtigkeit einer Registration zu sensibilisieren.
Ihre Umfrage hat sie vor zwei Tagen gestartet und wird während den nächsten 10 Tagen aufgeschaltet bleiben.
Wer sich fünf Minuten Zeit nehmen kann und will, ist herzlich dazu eingeladen. (siehe Link unten)
Umfrage zum Thema Blutstammzelltransplantation (google.com)