In den letzten Jahren waren wir sehr oft in Basel. Einerseits bei den Orthopäden aufgrund Malins lädierten Knochen in den Beinen und andererseits mehrmals bei einer Ärztin, die sich auf die Fertilität junger Menschen nach einer Chemotherapie spezialisiert hat.
Die Chemo greift sämtliche Zellen im Körper an - leider auch die Eizellen. Die Kontrollen vor zwei Jahren waren diesbezüglich ernüchternd. Die Werte waren tief. Viel zu tief.
"Das kann sich noch ändern," versuchte sie uns damals zu beruhigen. "Malin ist noch jung, es können noch Eizellen reifen. Wenn wir Glück haben, sieht es in zwei Jahren besser aus."
Erneute Kontrolle vor zwei Monaten. Nun warten wir auf den Befund. Damit wir nicht wieder nach Basel fahren müssen, wird die Ärztin Malin zu Hause anrufen. Ich darf mithören. Nun hocken wir also gemeinsam vor dem Telefon und warten. Unsere Anspannung steigt, wir sind beide nervös.
Und wenn die Werte weiter gesunken sind...? Was dann...?
Es würde bedeuten: Entnahme von Eizellen, einfrieren derselben, bei einem allfälligen Kinderwunsch dann die In-vitro-Fertilisation. Begleitet von unzähligen Hormonspritzen, von hoffen und bangen...
Das Handy surrt, Malin drückt die Lautsprechertaste.
Die Ärztin begrüsst Malin und hängt dann sogleich hörbar erfreut an: "Ich habe eine wunderbare Nachricht für dich Malin: Deine Werte sind gestiegen! Ich freue mich so für dich! Es sieht gut aus!"
Hört sie vielleicht den Aufprall des Steins, der mir gerade von der Brust gefallen ist?
Sie redet weiter. Von weiteren Verlaufskontrollen in den nächsten Jahren, damit sie die Entwicklung sieht und entsprechend reagieren kann.
Fürs erste allerdings ist sie zufrieden. Und Malin strahlt. Und ich, ich könnte tanzen und jubeln vor Freude.
Bleibe stumm, schliesslich ist Malin am Handy.
Aber ich bin so was von froh!