Ich weiss, beim Schreiben habe ich mich zwischenzeitlich rar gemacht. Nicht etwa, weil mir nichts mehr einfiel und wir nichts mehr erlebten.
Daran liegt es nicht. Ich habe einen neuen Weg eingeschlagen. In den letzten Jahren war ich vor allem für meine Familie da. Wenn alles so intensiv ist, gerät man selber oft ins Hintertreffen. Alles andere geht vor und die eigenen Bedürfnisse werden zurückgestellt und irgendwann auch kaum mehr wahr genommen.
Noch immer sind wir zusammen auf dem Weg, haben noch einige "Therapiebaustellen" zu beseitigen. Aber es gibt trotzdem wieder mehr Luft zum Atmen und der Blick hat sich wieder mehr geöffnet. Es bleibt wieder mehr Zeit und Energie fürs ganze Drumherum - und auch für mich.
Abgesehen davon gibt es noch einen weiteren Grund. Das Loslösen. Die letzten Jahre waren sehr intensiv, Malin und ich verbrachten sehr viel Zeit zusammen im Spital. Sie hat mich gebraucht und ich war da. Jetzt geht sie wieder ihren eigenen Weg und das ist wichtig und richtig. Bewusst gebe ich die Verantwortung ab. Sie übernimmt vermehrt Telefonate mit Ärzten, macht Termine aus, fragt nach Medikationen. Ihre Medikamente richtet sie schon lange selber. Und ich kontrolliere nie, vertraue darauf, dass sie es für sich gut und richtig macht. Sie braucht mich wohl noch, aber in keinem Vergleich zu vorher. Sie ist selbstbestimmt und hat ihren eigenen Weg wieder aufgenommen. Und wir vertrauen ihr voll und ganz, lassen sie ziehen.
Ich habe das gute Gefühl, dass wir dieses "Loslösen" gemeinsam recht gut hingekriegt haben. Das ist nicht selbstverständlich.
Im Januar dieses Jahres habe ich eine Ausbildung zur "Heilpflanzenfachperson" begonnen. Drücke zwei Tage monatlich wieder selber die Schulbank - und dies voll motiviert. Es macht Freude, so viel Neues und Interessantes dazu zu lernen. Zugegeben, es fiel mir früher wesentlich leichter, das Gelesene und Gehörte auf "meiner Festplatte" abzuspeichern. Vor allem all diese lateinischen Pflanzen- und Drogennamen und die vielen medizinischen Fachbegriffe sind mir nach wie vor ein Gräuel...
Dennoch freue ich mich auf jedes weitere Modul.
Wir selber wissen nur allzu gut, dass es ohne die Schulmedizin nicht geht. Malin würde ohne Schulmedizin und die entsprechende Forschung nicht mehr leben. Die Chemotherapie war für sie zum Überleben nötig. Daran zweifeln wir nicht.
Dennoch glauben wir, das eine schliesst das andere nicht aus. Optimal wäre eine sinnvoll abgestimmte Kombination von beidem - Schulmedizin und Phytotherapie.
Im Nachhinein betrachtet hätten wir vielleicht einige Nebenwirkungen von Malin damit behandeln können, um sie zumindest zu lindern ohne neue Nebenwirkungen zu riskieren und die Organe noch mehr zu belasten.
Nun denn. Letztlich ist es wohl gerade dieser Umstand, der mich auf diesen neuen Weg geführt hat.
Und wer weiss - vielleicht bringen wir sogar ihren hohen Blutdruck mit Hilfe von Phytopharmaka wieder ins Lot...