Auftrieb

Komme soeben von meinem Heilpflanzen-Schultag nach Hause, bin müde und mein Kopf ist voll. Malin begrüsst mich und sagt dann ganz beiläufig: "Ich ha hüt d'Rückmäldig für diä schriftlich Maturaarbet übercho...."

"Und?" hake ich vorsichtig nach, schaue sie gespannt an. Ihre Miene verrät nicht viel, aber dann huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. So schlimm kann es also nicht sein.

"Han es sächsi!" sagt sie nur und strahlt mich an. 

Ich kann es nicht fassen, breche lautstark in Jubel aus! Die Müdigkeit ist wie weggeblasen!

Und dann erzählt sie, wie ihr für einen Moment schier das Herz in die Hose gerutscht sei, als ihre Mentorin sie ansprach und meinte, sie müsste dann noch mit ihr reden. Sie hatte richtigen Bammel davor, zumal sie wusste, dass einige andere ihrer Stufe nicht wirklich gute Noten für ihre Arbeit erhalten hatten. Das verunsicherte sie zusätzlich. 

Sie würde es kurz machen, sagte die Mentorin nach der Schulstunde, sie wären sich schnell einig gewesen, dass ihre Arbeit eine glatte sechs verdient hätte!

Malin lacht erleichtert. Und ich flippe fast aus vor lauter Freude! Und - ich mag es ihr von Herzen gönnen! Ich glaube alle gönnen es ihr!

Diese positive Rückmeldung zu ihrer schriftlichen Maturaarbeit gibt ihr besonderen Auftrieb und die nötige Motivation, das letzte Schuljahr noch durchzuziehen und sich von den bevorstehenden Operationen nicht unterkriegen zu lassen.

 

Für ihr fertiges Dossier hatte sie letztlich mehr als 190 Stunden gearbeitet - und diese Zahl ist wohl noch recht grosszügig abgerundet. Sie hat viel Hintergrundwissen über die Blutstammzellspende verständlich und einfach erklärt, fünf Interviews mit Blutstammzellspender sowie Empfänger gehalten und transkribiert, sowie eine Umfrage durchgeführt, an der sich 339 Personen beteiligten. Die Auswertung davon stellte sie grafisch dar, was einen interessanten Einblick ermöglicht. 

Ein Interview mit einem Blutstammzellempfänger aus Luzern, knapp älter als sie selbst, hatte sie besonders berührt. Er erzählte unter anderem, dass seine Blutstammzellspenderin eine Frau aus Amerika sei, die er aber leider nie kennen gelernt hätte, weil dies hier nicht möglich sei.

"Ohni diä Spänderi, hätt er mier sini Gschicht gar nid chönnä verzellä..." sinniert Malin nachdenklich. Denn ohne jene Spenderin aus Amerika würde er jetzt nicht mehr leben.

 

Durch ihre Arbeit hat sie festgestellt, dass viele Menschen ungenügend informiert sind und deshalb zum Teil falsche Vorstellungen von einer Blutstammzellspende haben.

Diesem Umstand möchte sie entgegenwirken, indem sie einen Infoanlass durchführen will.

Am kommenden Samstag, 10. Dezember, wird sie Interessierte über die Blutstammzellspende informieren. Und falls sich jemand spontan dazu entschliessen sollte, sich registrieren zu lassen, ist dies ganz einfach mit entsprechendem QR-Code möglich. (siehe Bild)

Malin selber kommt mit ihrer Vorerkrankung als Spenderin nicht mehr infrage, was sie sehr bedauert. Aber immerhin kann sie möglichst viele Menschen genauer darüber aufklären, sensibilisieren und vielleicht sogar zum Spenden anregen.

Denn: Jede Registration zählt - und kann vielleicht ein Leben retten!