Wiedersehen

"Nach dä OP vom zweitä Bei isch's mier viel besser gangä," erklärt Malin der Integrativärztin bei einer Sprechstunde. Diese freut sich lautstark. Schliesslich war sie es, die letztlich darauf bestanden hat, Malin einen Schmerzkatheter legen zu lassen, um die Schmerzen nach der OP möglichst zu minimieren. Im Spital waren sie allerdings wenig begeistert davon. Im Gegenteil.

Ob es letztlich am Katheter oder an sonst was gelegen hat, ist egal. Tatsache ist, Malin ging es nach dieser zweiten OP deutlich schneller besser und die Schmerzen waren für sie viel erträglicher.

Bei der Heimfahrt vom Spital stieg sie erstaunlich locker ins Auto. Kein Vergleich zu jenem Moment vor einem halben Jahr, als sie sich mit bleichem, schmerzverzerrtem Gesicht irgendwie auf den Rücksitz des Autos hievte. Es tat mir schon weh beim blossen Zusehen. Die Treppen bei uns zu Hause waren dann der nächste Kraftakt und die Toilette ohne Halterung eine echte Herausforderung.

Diesmal ging alles leichter. Zwar nicht schmerzfrei - das hat auch niemand erwartet - aber immerhin erträglich.

 

Mittlerweile ist sie schon recht gut zu Fuss unterwegs. Kurze Strecken bereits ohne Stöcke. Ist das nicht unglaublich?

Nun geht's vorwärts. Auch der Orthopäde ist bei der Nachkontrolle zufrieden.

"Das sieht sehr gut aus!" meint er und auch die Naht sei bestens verheilt.

 

Diese Woche steht auch die dreimonatliche Onkokontrolle an. Diverse Blutwerte werden abgenommen, der Urin kontrolliert und Malins Körper von oben bis unten akribisch durchgecheckt. Alles in Ordnung. Auch jene Werte, die bei der letzten Kontrolle grenzwertig beziehungsweise etwas auffällig waren, sind jetzt alle im grünen Bereich.

Grosses Aufatmen. Immer wieder von Neuem. Meine Anspannung legt sich langsam.

"Wie sind die Schmerzen an den Beinen?" fragt die Onkologin. Während sie die Naht begutachtet, erzählt Malin, dass jene Schmerzen, die sie vorher an den Knochen hatte, nun fast ganz weg seien. Sie spüre nur noch jene aufgrund der OP.

Es wird noch eine Weile dauern, bis auch diese langsam weniger werden und schliesslich ganz weg sind.

Schmerzfrei. Wie gut klingt DAS denn? Nach so vielen Jahren irgendwie kaum fassbar. Malin hat von der Integrativärztin bereits einen Plan erhalten, wie die ganzen Schmerzmittel langsam und schrittweise ausgeschlichen beziehungsweise abgesetzt werden können. Voraussichtlich am 1. Januar 2024 wird sie keine Schmerzmittel mehr schlucken müssen!

 

Der Spitalclown Wolle kommt ins Zimmer geplatzt.

"Hallo Malin, hei - gross bist DU geworden!"

Malin lacht ihn an. "Gäll? Ha grad geschter no Fotenä vo üs aagluegt, öppä füüf Jahr här...."

"Siehst du das?" fragt er und zeigt auf etwas kleines farbiges in seiner Hand.

"Das ist für dich!" lacht er und wirft es Malin zu. Es sind bunte Schuhbändel.

"Willst du auch eins, Malin-Mama?"

Er gräbt suchend in seiner grossen Tasche, vergeblich.

"Warte! Ich komme gleich wieder," sagt er und verschwindet, um kurz darauf auch mir ein buntes Päckli zuzuwerfen.

Malin ist mittlerweile neunzehn. Dass die onkologische Nachkontrolle noch immer im Kispi ist, macht durchaus Sinn. Denn die Ärzte und das Pflegepersonal hier kennen ihre Geschichte. 

Noch dazu gibt es heute einen netten Nebeneffekt: Das Wiedersehen mit "Doktor Wolle", dem Spitalclown der Stiftung Theodora. Denn er bringt nicht nur kleine Kinder zum Strahlen, sondern auch junge Erwachsene...