Der Tag vor der OP. Einmal mehr eingecheckt in Basel, diesmal nicht mehr im UKBB, sondern bei den Erwachsenen. Das Zweierzimmer ist gross, sehr gross. Man könnte turnen darin.
"Ich vermisse echli diä farbefrohe Tier und all diä andere Figurä," meint sie und schaut sich im kargen, klinisch sauberen, weissen Zimmer um. Stimmt, im Kinderspital war alles bunt, spielerisch und voller Geschichten. Hier ist alles weiss. Tatsächlich würde ein bisschen mehr Farbe auch hier nicht schaden.
Obligate Gespräche und Kontrolle mit Anästhesistin und Pflegefachmann stehen an. Sie kennt es schon.
Wir drehen gemeinsam noch eine Runde an der frischen Luft im anliegenden grünen Park, bevor ich mich wieder auf den Heimweg mache.
Bin innerlich angespannt. Unkonzentriert. Versuche mich mit allem Möglichen abzulenken.
Sie kommt heute morgen als Erste dran.
Jetzt - genau jetzt wird sie operiert. Lass heute alles gut gehen! Lass die Knochen noch so intakt sein, dass eine Transplantation möglich sein wird.
Ich bitte darum!
Und warte...
Das Handy surrt. Schnurstraks packe ich's und eile zur Schulzimmertür hinaus, damit ich ungestört telefonieren kann. Es ist der Chefarzt, der operiert hat.
"Die Operation ist gut verlaufen," sagt er.
"Wir konnten die abgelösten Fragmente alle entfernen, dem Beckenkamm Knochen entnehmen, der Form anpassen und mittels Schrauben befestigen," erklärt er mir.
"Und wie sieht der Knorpel aus? Konnten Sie den wieder befestigen?"
"Ja, er hatte sich zwar teilweise gelöst, ist jedoch glücklicherweise in einem recht guten Zustand und konnte wieder befestigt werden," bestätigt er. "Wir sind zufrieden und die Chancen stehen gut, dass sich die Knochen verwachsen werden und Malin für die nächsten 20-30 Jahre Ruhe haben wird."
20-30 Jahre, denke ich. Und was ist dann?
Ich frage nicht nach. Ich will es jetzt, in diesem Moment, nicht genau wissen. Bin einfach nur froh, dass die OP gut verlaufen ist und wir optimistisch sein dürfen.
In 20 Jahren wird Medizin und Technik wieder eine andere und noch viel fortgeschrittener sein. Es wird sich dann sicher eine neue Lösung finden lassen. Wenn's denn sein muss.
Für den Moment ist es gut.
Das zählt.