28. Juli 2017

Es ist Freitag, wir sind auf dem Heimweg. Kann mich schlecht konzentrieren. Sehe wie Malin Tränen in den Augen hat die in den Lidern hängen bleiben. Meine auch. Könnte schreien! Stattdessen versuche ich, mich einigermassen auf den Verkehr zu konzentrieren, ruhig zu bleiben. Fällt schwer. Wir schweigen beide gedankenverloren. Was soll ich noch sagen? „Es kommt schon gut! Wir schaffen das zusammen!“

Habe ich schon so oft gesagt. Um Malin zu stärken, um mich zu beruhigen.

Wir haben den Befund der Knochenmarkpunktion erhalten. Die Onkologin erklärt uns das Diagramm auf dem Blatt. Malins Werte sind nicht gut. Ich starre auf das Papier, kann es fast nicht glauben! Es geht ihr doch so gut wie schon lange nicht mehr… !? 

Ich war mir so sicher, dass der Befund gut sein würde und die Therapie genauso weiter geführt werden könnte wie ursprünglich geplant. Wir glaubten so fest daran und nun das!

Es kommt mir vor, als hätte man mir mit voller Wucht eine reingehauen. Der Magen verkrampft sich und die Brust schnürt sich zusammen. Es schmerzt. Ich spüre wieder dieses elende Gefühl, das sich im Nacken festklammert: Es ist die Angst. Sie ist wieder da - in unheimlicher, voller Grösse...

Malin ist im Therapieprotokoll in den Bereich des Hochrisikos umgeteilt worden. Die "Standard"-Chemotherapie hat nicht genügend angeschlagen. In kürzerer Zeit hätten mehr Krebszellen zerstört werden sollen. Das tat es nicht. Konkret heisst das nun: Noch viel intensivere Chemotherapien über noch längere Zeit. Bei der Vorstellung wird mir beinah schlecht. Was erwartet uns da nur?

Als wäre dies nicht schon genug sind die Leukozyten auch noch viel zu tief und die Nierenwerte zu hoch. Die Chemo kann mit solchen Werten gar nicht weiter geführt werden. 

Nächster Termin: Montag, 8.00 Lumbalpunktion. Eigentlich wäre Malin so gerne an das 1. Augustfest in Büren gegangen. Auch das wird nun nichts.

Am Montag sind die Werte allerdings immer noch dermassen schlecht, dass sie uns wieder nach Hause schicken. Die Chemo kann nicht gestartet werden, zu gefährlich. Malin freut's, wenigstens kann sie jetzt den 1. August feiern. Sie geniesst es - in vollen Zügen.

Und wir? Wir schauen wieder nach vorn.

Was bleibt uns anderes übrig?

Packen diesen steilen "Umweg" an und gehen gemeinsam mit Malin Schritt für Schritt weiter.