28. April 17 

Ein schwieriger Entscheid 

Es schneit riesige Flocken, ich habe noch nie so grosse Flocken gesehen und dies Ende April! 

Ein Termin bei der Gynäkologin steht an. Im Rollstuhl mit angehängtem Infusionsständer wird Malin in die Frauenklinik geschoben. Die Gynäkologin erklärt uns ausführlich, wie durch die starke Chemotherapie alle sich schnell teilenden Zellen angegriffen werden. Die Eierstöcke gehören leider auch dazu. Deshalb rät sie uns zu Zoladex, einer Hormonspritze, welche die Eierstöcke schützen soll. Eine hundertprozentige Sicherheit für diesen Schutz kann sie uns allerdings nicht geben. Als zusätzliche "Absicherung" gäbe es noch die Möglichkeit Eierstockgewebe zu entnehmen und einfrieren zu lassen. Bei einem späteren Kinderwunsch ist der weitere Verlauf allerdings nur durch in vitro Fertilisation möglich, da die Gefahr zu gross ist, Krebszellen erneut in den gesunden Körper zurückzuführen. 

Diese Methode ist quasi ein zusätzlicher "Fallschirm" bei einem unerfüllten Kinderwunsch. Aber auch hier gibt es keine Garantie und: Für Malin bedeutet es einen zusätzlichen operativen Eingriff im Bauchraum.

Wir reden lange darüber, lesen die halbe Nacht Unterlagen im Internet durch, telefonieren wieder, diskutieren zu dritt über Vor- und Nachteile. Viel Zeit zum Entscheiden bleibt uns nicht, die Eierstockgewebeentnahme soll gleichzeitig mit dem Implantieren des Ports stattfinden. Ohnmächtig. Wir sind hin und her gerissen. Im Gegensatz zur Gynäkologin rät der Onkologe eher ab. Malins Blutwerte (vor allem die Thrombozyten) sind zu tief, der Eingriff bedeutet ein zusätzliches Risiko. Wollen wir das wirklich eingehen? Ein schwieriger Entscheid. Was ist, wenn wir es nicht versuchen und sie es eines Tages bereut?

 

Malin selber bringt es erstaunlich sachlich auf den Punkt. Sie sagt, auch wenn sie jetzt nicht an Krebs erkrankt wäre, hätte sie keine Garantie Mutter zu werden, wenn sie das denn einmal möchte. Es gäbe ja viele ungewollt kinderlose Paare, die beide sonst gesund sind. Ausserdem habe sie Angst vor diesem zusätzlichen Eingriff. 

Padis, sowie auch mein Bauchgefühl deuten in dieselbe Richtung - und so entscheiden wir uns gemeinsam für die Hormonspritze und gegen die Eierstockgewebeentnahme. 

Das Risiko ist im Moment zu gross. Jetzt geht es in erster Linie um Malins Gesundheit!